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Hernien Podcast 4 Chirurgische Versorgung von Hernien mit Netzen

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In vorangegangenen Podcasts haben wir uns bereits mit Leistenbrüchen, Bauchwandbrüchen und Zwerchefellbrüchen befasst. Sollten Sie diese Podcasts bereits gehört haben, wissen Sie auch schon, was unter einem Bruch oder einer Hernie zu verstehen ist. Immer handelt es sich dabei um Brüche im Gewebe, durch die innere Organe ganz oder teilweise aus ihrer physiologisch korrekten Lage heraustreten. Das kann mit mehr oder weniger starken Schmerzen verbunden sein. Je nach konkretem Bruchgeschehen kann dabei die Blut- und Sauerstoffversorgung der betroffenen Organe beeinträchtigt oder vollständig unterbrochen sein, was unter ungünstigen Umständen zum Absterben der Organanteile im Bruchsack führen und Lebensgefahr bedeuten kann. Oftmals sind Hernien an der Körperoberfläche sichtbar oder durch erfahrene Chirurgen und Hausärzte recht einfach zu ertasten.

In diesem Podcast befassen wir uns mit den grundsätzlichen Möglichkeiten der Chirurgie bei der Behandlung von Hernien. Dabei wird immer die Möglichkeit des Verschlusses oder der Gewebeverstärkung mit Netzeinlagen der Firma Bard im Fokus stehen.

Netzeinlagen in der Hernienchirurgie

Bereits seit vielen Jahren werden in der operativen Praxis in der Chirurgie von Hernien Netze verwendet. Dabei gehen wir von einem Zeitraum von etwa 70 Jahren aus. In der Bruch- oder Hernienchirurgie wurde zuvor versucht, durch spezielle Faden oder Nahttechniken ein Gewebe wie beispielsweise die Bauchwand zu verschliessen oder zu verstärken. Das konnte durch eine Fasziendoppelung oder eine Nahtdoppelung erreicht werden. Besonders bei jüngeren Patienten war damit eine Reparatur der Bruchstelle gut möglich. Bei älteren Patienten jedoch ist durch die allgemein schwächere Gewebestruktur eine solche Methodik bei einer gewissen Bruchgrösse eher nicht oder zumindest weniger zielführend.

In den letzten 50 Jahren wurden als Alternative zur Fasziendoppelung oder Nahtdoppelung Netze eingesetzt, die jedoch nicht biologisch abbaubar waren und entsprechend als Permanentnetze eingesetzt wurden. Anfangs waren es relativ grosse und steife PTFE-Netze. Das bedeutete im chirurgischen Eingriff sehr viel Fremdmaterial für den menschlichen Körper. Verwachsungen des Gewebes mit den Netzen gehörten zur Tagesordnung.

In den letzten 20 Jahren waren die ersten Polypropylen-Netze sehr grobporig, leicht und teilweise biologisch abbaubar. Das Handling hat sich deutlich verbessert, so dass solche Netze im Prozess der operativen Versorgung von Hernien sehr gut eingesetzt werden können.

Werden nicht abbaubare Netze eingesetzt, zeigt sich eine gewisse Problematik. Diese Problematik zeigt sich weniger darin, dass solche Netze nicht vom Körper abgestossen werden, sondern viel mehr in einer Infektionsgefahr. Solche Infekte können kaum aus dem Netz entfernt werden. Nur bei modernen, sehr grobporigen Polypropylennetzen kann das Entfernen eines Infektionsherdes gelegentlich erfolgreich sein. Bei kleinprogien, schweren Netzen oder solchen mit PTFE-Anteil ist der Infekt nicht zu entfernen, so dass das Netz vollständig wieder ausgebaut werden muss.

Prinzipiell werden Netze nur in klinisch sauberen Umgebungen verwendet. In einem bereits infizierten Bauchraum werden permanente Netze nur im Ausnahmefall, also bei absoluter medizinischer Notwendigkeit oder Dringlichkeit eingesetzt. Damit soll dann aber auch nur ein temporärer Verschluss der Bauchdecke erreicht werden. Nachoperationen werden erforderlich sein.

Bei bereits infizierten Patienten, bei schwierigen Darm- und anderen Gewebebrüchen wurden in den letzten fünf bis zehn Jahren bevorzugt biologisch Netze eingesetzt. Solche Netze bestanden aus Schweinehaut oder menschlichem Gewebe. Entsprechend der physiologischen Besonderheiten wurde die Schweinehaut entsprechend vorbehandelt. Dabei ging es darum, bestimmte DNA-Anteile aus der Schweinehaut gewissermassen herauszuwaschen, damit die Schweinehaut vom menschlichen Organismus nicht als Fremdkörper erkannt und abgestossen wird. So konnte diese Haut dann allgemein als Verstärkung oder speziell als Bauchwandverstärkung eingesetzt werden. Problematisch zeigte sich immer das Handling dieses Materials. Eine Stärke von ein bis drei Millimetern führte fast immer zu einer körperlichen Abwehrreaktion bei Menschen. In der Folge konnte die Schweinehaut immer auch nur schlecht in die organische Umgebung integriert werden.

Eine Alternative Variante, die ich selbst auch während meiner Zeit in den USA eingesetzt habe, ist die Verwendung denaturierter Haut menschlicher Leichen. Auch dabei musste die Haut immer so vorbehandelt werden, dass es zu keiner abstossenden Reaktion durch das Immunsystem der damit versorgten Patienten kommt. Das bedeutet, dass jegliche DNA aus dem Gewebe entfernt werden muss, um eine Abstossung dieses Fremdmaterials nach Möglichkeit auszuschliessen.

Die neuere Entwicklung in den letzten fünf Jahren ist die Verwendung eines natürlich resorbierbaren Netzmaterials, dass aus abbaubarem Nahtmaterial, PTS, hergestellt wird. Dieses Nahtmaterial wird synthetisch hergestellt und ist sehr praktikabel für die Herstellung von resorbierbaren Netzen zu chirurgischen Versorgung von Hernien.

Ursprünglich war dieses Material so konzipiert, dass es sich nach bereits vier bis sechs Wochen abbaute, was für die Hernienversorgung problematisch war. Für eine stabile und sichere Bauchwandversorgung ist ein solches Material zu schwach. Die Firma Bard hat das Prinzip der resorbierbaren Materialien erfolgreich weiterentwickelt und stellt nunmehr SoftMesh Netze her, die sich erst nach zehn bis 18 Monaten auflösen. Der Auflösungsprozess durch Hydrolyse beginnt nach etwa zehn Monaten und ist nach spätestens 18 Monaten vollständig abgeschlossen. In dieser Zeit ersetzt der Körper durch eine Narbenplatte das Gewebe, so dass der Bruch gut verschlossen wird. Das Netz wird demnach durch körpereigenes Material ersetzt.

Die Zukunft der Hernienchirurgie sehe ich entsprechend mehr in der Verwendung von Netzen, die sich allmählich selbst auflösen, dafür aber einen sinnvoll längeren Zeitraum benötigen. Solche Netze können auch bei zu befürchtenden Infektionen oder in anderen kritischen Situationen eingesetzt werden. Auch in Problemzonen wie beispielsweise bei Zwerchfellbrüchen lässt sich ein Einwachsen in organische Strukturen wie Aorta, Zwerchfell, Speiseröhre oder Herzbeutel erfolgreich ausschliessen.

In der Swiss1Chirurgie verwenden die chirurgischen Experten unterschiedliche Netze verschiedener Hersteller. Die Patienten werden dabei bereits vor der Operation ausführlich und gründlich über die Einsatzmöglichkeiten, Wirkungen und Nachwirkungen sowie über die erforderliche Nachsorge aufgeklärt.

In der Chirurgie von Leistenbrüchen empfiehlt sich auch heute noch ein permanentes Netz. Dabei werden vorrangig grobporige, leichte und vorgeformte Netze eingesetzt. In der Bauchwandchirurgie empfiehlt sich der Einsatz leichter, grobporiger und resorbierbarer Netze. Permanente Netze werden in der Versorgung von Zwerchfellhernien überhaupt nicht mehr eingesetzt. Hier sind langsam oder schnell abbaubare Netze die Mittel der Wahl.

Die Entscheidung für das jeweils passende Netz in der richtigen Grösse wird im individuellen Fall immer vom Chirurgen getroffen. Gern informieren die Experten der Swiss1Chirurgie über die aktuellen Entwicklungen wenn es um den Einsatz von Netzen in der Hernienchirurgie geht.

Hatten Sie bereits einen chirurgischen Hernieneingriff und sind mit den Ergebnissen nicht vollkommen zufrieden, können sie sich jederzeit in einer Praxis der Swiss1Chirurgie in Bern, Brig oder Solothurn vorstellen. Das ist auch möglich wenn Sie meinen, dass ein für Ihre Problematik nicht passendes Netz eingesetzt worden ist. Gern können Sie bei uns eine professionelle Zweitmeinung dazu einholen.

Sind beispielsweise ausnahmshalber Netze aus Schweinematerial eingesetzt worden, können diese auch gut ersetzt werden. Ein synthetisches Netz aus langsam abbaubarem Material dürfte dann die gute Alternative sein.

Für weitere Fragen zu chirurgischen Interventionsmöglichkeiten, Operationstechniken und -methoden oder zu allgemein therapeutischen Möglichkeiten dürfen Sie sich gern an die Spezialisten der Swiss1Chirurgie wenden. Darüber hinaus stellen wir auf unserer Webseite www.swiss1chirurgie.ch weiteres Informationsmaterial zur Verfügung. Weiterhin nutzen Sie die Kontaktmöglichkeiten unter www.swiss1chirurgie.ch oder rufen in einer unserer Praxen an.

Vielen Dank für Ihr Interesse und für Ihre Aufmerksamkeit!

Dieser Podcast ist ein Teil der Podcast-Reihe von Helvetius.Life

Helvetius.Life ist die Hauszeitung der Helvetius Holding AG.Hier vereinen die Swiss1Chirurgie, das Zentrum für bariatrische Chirurgie ZFBC, die Gastroenterologische Gruppenpraxis GGP und das Praxiszentrums Bern PZBE ihre Kompetenzen und Leistungen im Sinne der Gesundheit unserer Patienten.

Mit Helvetius.Life informieren wir über spannende Themen aus den Fachbereichen der Kliniken und Praxen, geben Einblicke in die Arbeit der Spezialisten, zeigen Ihnen in Erfahrungsberichten von Patienten, was wir können und stellen neue Erkenntnisse, Therapien und wissenschaftliche Forschungsergebnisse vor.

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Über diesen Podcast

Herzlich Willkommen im neuen Podcast der Swiss1Chirurgie. Im aktuellen Podcast des Hernien-Zentrums der Swiss1Chirurgie befassen wir uns heute mit dem Thema Hernien. Schwerpunkt dabei werden Leistenbrüche und die Therapie mit der 3-D-Netz-Versorgung sein.

Mein Name ist Jörg Zehetner. Gedacht ist diese Podcast Serie als Patienteninformation für Betroffene und alle, die sich mit dem Thema Hernien auseinandersetzen möchten.

von und mit Dr. med. Jörg Zehetner, Professor (USC) MMM, FACS, FEBS (hon.)

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